christian schreinemachers

Erinnern wir uns…

Am 2.5.2019 wurde hier in Vinn die Gedenktafel für den Widerstandskämpfer
Christian Schreinemachers an seinem Geburtshaus feierlich enthüllt und eingesegnet.

Zum Hintergrund: Christian Schreinemachers erkannte schon als Jugendlicher die abscheulichen Machenschaften des Nationalsozialismus und weigerte sich, ein Teil dieser Maschinerie zu werden.

Er unterbrach seine Schulbildung, um sich der Indoktrinierung zu entziehen und wurde durch die Nationalsozialisten dafür gegängelt, verhaftet, ja zur Persona non grata erklärt. Nichtsdestotrotz wurde er zu Beginn des Krieges in die Wehrmacht eingezogen und ist am 20. Mai 1941 auf Kreta gefallen.

Viele Menschen waren trotz des schlechten Wetters gekommen, um diesen denkwürdigen Moment mit uns allen zu feiern.

Unter Federführung von Anna Petra Thomas, dem Heimatverein der Heinsberger Lande und dem Gartenbauverein Kirchhoven wurden diese Stunden hier im kleinen Vinn zu einem Meilenstein der Ortsgeschichte.

Der kürzlich verstorbene Lebensgefährte von Anna Petra Thomas – Heinz-Leo Heinrichs – hatte im Rahmen der Heimat AG am Kreisgymnasium Heinsberg und mit Schülern des Geschichts-LK mit dem Lehrer Benedikt Kleinlosen die Geschichte von Christian, dem Groß-Onkel meines Mannes, aufgearbeitet.

Der Grafik-Designer Hamid Alishahi entwarf gemeinsam mit den Schülern die Gedenktafel, die nun an der ehemaligen Gaststätte „Vinner Hof“ angebracht ist.
Hamid – Deine Arbeit ist ganz große Klasse!

Auch ich durfte etwas an der Organisation mitwirken und das berührt mich persönlich sehr, nicht nur aus familiärem Hintergrund, sondern auch weil ich seit jeher Stellung bezogen habe. Stellung gegen diese unaussprechliche Schande deutscher Geschichte.

In der heutigen Zeit ist es mehr denn je wichtig, Stellung zu beziehen, gemeinsam aufzustehen, damit so etwas nie, nie wieder passiert!

Dies verdeutlichten auch die Worte aller Redner bei der Gedenkfeier, angefangen mit Pfarrer Arnold Houf, Landrat Stephan Pusch, Bürgermeister Wolfgang Dieder und Stefan Lenzen aus dem Landtag, Sprecher für Arbeit und Soziales und Integration und Flüchtlinge.

Anna Petra Thomas hat ihre Rede, das Verlesen der Grußworte und die Moderation trotz höchster emotionaler Anspannung mit Bravour gemeistert. Anna, ich habe Hochachtung vor Dir!

Es sprachen auch noch Ortsvorsteher Johannes Geiser und der Vorsitzende des Gartenbauvereins Heinz-Peter Krüsemann.

Eine schöne emotionale Untermalung und Auflockerung war die Rede von Schüler Yaro Reiners (ganz toll gesprochen, Yaro!) und das von 6 bzw. 7 Großgroßneffen und -nichten von Christian (Ann-Kathrin und Lisanne Geiser, Lukas und Jannik Geiser, Mika Ohligschläger und unsere Söhne Adrian und Arik). Das Gedicht möchte ich hierunter veröffentlichen.
Anna Petra Thomas wählte es mit viel Herz und Feingefühl aus.

Musikalisch wurde die Gedenkfeier von Susanna Schael, Musiklehrerin am KGH und der Schülerin Nathalie Esser untermalt. Die Auswahl der Stücke war mehr als passend und hervorragend gespielt.

Auch der WDR und die Presse waren vor Ort, um die Gedenkfeier festzuhalten. In der „Lokalzeit Aachen“ erschien am 3.5. um 19:30 Uhr ein kurzer Bericht.

Die Fotos unter meinem Blogpost sind von mir, nur das offizielle Foto stammt vom Landtagsabgeordneten Stefan Lenzen, der es zur Verwendung freigegeben hat.

Die beiden Fenster des Vinner Hofes habe ich mit Unterstützung der Hauseigentümer Anita und Wil Soons mit persönlichen Gegenständen von Christian Schreinemachers dekoriert. Für mich durfte rein symbolisch hier die weiße Rose nicht fehlen. Die Exponate stammen aus der Familie: von Marlies Poschen, von Josi Geiser und Gerda Schreinemachers. Es sind einige Fotos zu sehen, Christian´s Gitarre, Bilder, Bücher und ein Holzkreuz.

Weiterhin erwähnen möchte ich das Buch von Karl Beumers, das ich auch ausgestellt habe. Es heißt „Christian´s Jugendleben“ und ich rate jedem mit Heimatverbundenheit, es zu lesen. Karl Beumers hat die in Sütterlin geschriebenen Tagebücher von Christian übertragen und veröffentlicht. Ich durfte die original Tagebücher bei Marlies Poschen ansehen.

Mein 1999 verstorbener Vater, mit Leib und Seele Lehrer und Ahnenforscher, hat mir seinerzeit ebenfalls Sütterlin Lesen und Schreiben beigebracht. Auch im Besitz unserer Familie befinden sich handgeschriebene Tagebücher in dieser Schrift. Herr Beumers, ich folge irgendwann Ihrem Beispiel.

Es ist so wichtig, sich zu erinnern.

Erinnern wir uns

Beim Aufgang der Sonne 
und bei ihrem Untergang 
erinnern wir uns an sie;

Beim Wehen des Windes 
und in der Kälte des Winters 
erinnern wir uns an sie;

Beim Öffnen der Knospen 
und in der Wärme des Sommers 
erinnern wir uns an sie;

Beim Rauschen der Blätter 
und in der Schönheit des Herbstes 
erinnern wir uns an sie;

Zu Beginn des Jahres 
und wenn es zu Ende geht, 
erinnern wir uns an sie;

Wenn wir müde sind 
und Kraft brauchen, 
erinnern wir uns an sie;

Wenn wir verloren sind 
und krank in unserem Herzen 
erinnern wir uns an sie;

Wenn wir Freude erleben, 
die wir so gern teilen würden 
erinnern wir uns an sie;

So lange wir leben, 
werden sie auch leben, 
denn sie sind nun ein Teil von uns, wenn wir uns an sie erinnern.

Aus einem Jüdischen Gebetbuch

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