Aquarellbild Nelke

Meine Kunst

Hallo zu einem neuen Blogbeitrag über meine Kunst.

Viele Leute haben mich in der letzten Zeit gefragt, woher ich denn Zeichnen und Malen kann und dazu möchte ich heute ein kleines Review geben.

Grundsätzlich habe ich als Kind schon viel gemalt und gezeichnet. Die Kunst hat mich immer fasziniert. Während der Gymnasialzeit hatte ich einen guten Kunstlehrer, der mich auch entsprechend forderte und damit förderte. Und das <- ist ein Kernsatz! Nach dem Abitur sollte es für mich auf jeden Fall in die Richtung Kunst oder Grafik Design weiter gehen, das stand fest. Und dies musste ich auch meinem Vater gegenüber vehement verteidigen, der diese „Brotlose Kunst“ überhaupt nicht guthiess. Schließlich war aber auch er von meinem Starrsinn überzeugt und hat mich, so gut es eben ging, unterstützt.

Die Aufnahmeprüfung an der Schule war sehr hart und bestand aus der Abgabe einer Bewerbungsmappe und einer Aufnahmeprüfung vor Ort. Als ich dort angenommen wurde, war ich überglücklich!

Und dann setzte sich das „Fördern durch Fordern“ konsequent weiter durch. Mein Zeichenlehrer, der liebe Herr Stolz, war unglaublich streng und verlangte Disziplin. Dies äusserte sich zum Beispiel darin, dass wir keinen Schmuck tragen durften, schon gar keinen Nagellack und erstmal an unserer Haltung, physisch und psychisch, gearbeitet wurde. 6 Wochen lang mussten wir hauchdünne Bleistiftlinien ziehen, um unseren „Strich“ zu verbessern. Einige sind an der Stelle schon geflüchtet…

Im Zeichenunterricht war es so, dass vier Schüler um den „Objektträger“ saßen und das „Objekt“ abzeichnen mussten. Es war notwendig, die Bleistiftlinien kaum sichtbar zu ziehen, damit das Objekt in der späteren Bearbeitung nicht durch die Linien zerstört wurde (denn auch Radiergummis waren verboten!) Die gezeichneten Objekte wurden dann in verschiedenen Techniken illustriert. Mit Tusche, mit Airbrush und mit Aquarell. Im Farbbereich durften wir nur mit den Grundfarben Rot, Blau und Gelb arbeiten, denn daraus lässt sich bekanntlich jede Farbe mischen. Schwarz zu mischen war ganz besonders tricky. Habt ihr das schon mal versucht? Und wehe, es wurde jemand mit einer Tube Schwarz erwischt….

Die gezeichneten Objekte wurden immer und immer wieder auf´s Papier gebracht, bis das Motiv annähernd dem Original glich. Herr Stolz, damals schon recht betagt, konnte Liniendifferenzen von 0,2 mm mit blossem Auge erkennen! Ein sehr beeindruckender Mann, ich mochte ihn sehr. Da war ich allerdings ziemlich allein.

Zu dieser Zeit gab es übrigens an unserer Schule in diesem Fachbereich genau EINEN Apple Macintosh-Rechner, der streng behütet wurde und ausschließlich von den Lehrern benutzt wurde, die sich selbst nicht damit auskannten. Also: ich habe Grafik Design und Drucktechnik zu Fuss erlernt! Schrift malen, Bleisatz, Reprografie, Technisches Zeichnen, Siebdruck. Und ich bin so stolz darauf, denn vieles, was heute ausschließlich durch Technik gelöst wird, hat doch seinen Ursprung im Handwerk.

Meine Nelke von gestern hat mich heute zu einer Nelke in einer anderen Technik inspiriert. Vielleicht turne ich das Nelkenmotiv noch ein paar Mal durch und probiere noch andere Techniken, wer weiß. Es erinnert mich so an früher. So habe ich im letzten Jahr meiner Ausbildung viel Zeit mit einem Maiskolben verbracht. Erst Bleistift, dann Tusche, dann Tusche punktiert und der Höhepunkt war dann: Deckweiß mit Eiweiß zu verquirlen und mit weiß auf weißem Papier zu zeichnen, das ganze Blatt mit schwarzer Tusche übermalen und das Deckweiß wieder abkratzen. Negativ-Zeichnen. Es war eine Höllenarbeit, aber der Effekt war einmalig!

Ihr seht, gelernt ist gelernt und doch kommt man so schnell aus der Übung, dass ich immer weiter „dranbleiben“ muss. Außerdem gibt es heute so viele wunderbare neue Produkte, ich fühle mich manchmal wie im Wunderland! 

Aber ich habe auch noch sämtliche Arbeitsmaterialien aus meiner Ausbildung und die sind mir heilig.

Allem voran mein Aquarellpinsel, ein Kolinsky Rothaarmarder, den ich damals bei Frankenne Aachen für 315 DM für die Schule kaufen musste. Mein BaFög damals betrug übrigens 300 DM…das nur nebenbei 🙂

Und er ist immer noch genauso gut wie damals!

Viele fragen mich auch, ob ich ihnen das Zeichnen beibringen kann. Das kann ich so nicht wirklich beantworten. Guten Gewissens geht das nur mit „Nein“. Ich darf aber an meinen Söhnen üben und gebe ihnen alle erdenklichen Tipps mit auf den Weg. Natürlich können sie bei mir auch aus dem Vollen schöpfen, was Material, Lektüre und Erfahrung betrifft. Beide haben wirklich mein Talent geerbt und erschaffen für ihr jeweiliges Alter beeindruckende Werke. Das heisst: etwas Talent gehört schon dazu.

Beim Lettering sieht es etwas anders aus. Ich bin sicher, jemand der nur ein Quäntchen sauberer schreibt als ich mit meiner „Künstlerklaue“, kann sehr viel besser lettern als ich es kann.

Ich arbeite aber daran 🙂

Liebe Grüße!

Nelke, die Erste